Deutscher text von Anne Chantal
Die Via Künig ist der Jakobsweg, den der deutsche Servitenmönch Hermann Künig zwischen Sommer 1488 und Ende des Jahres 1490 gegangen ist. Seine Route und Eigenschaften sind uns gut bekannt, da Hermann Künig den Weg genau zu dem Zweck gegangen ist, den ersten Pilgerführer für Santiago mit dem Titel «Die Straß zu Sant Jacob: in warheyt gantz erfaren » zu schreiben. Sowohl diese Pilgerreise nach Santiago als auch der Pilgerführer selbst wurden vom Generalprior des Servitenordens Antonio Alabanti in Auftrag gegeben, der ihn 1495 zum ersten Mal veröffentlichte. Der Pilgerführer war so beliebt und berühmt, dass er in der Folge noch vier weitere Male aufgelegt wurde.
Der Santiago-Pilgerführer von Hermann Künig ist von unschätzbarem Wert. Es ist tatsächlich der erste Pilgerführer der Geschichte. Er zeigt uns nicht nur den besten Weg nach Santiago, sondern er tut dies auch in einer detaillierten und akribischen Weise. Ein moderner, wendiger Pilgerführer, leicht lesbar und klein, den die Pilger auf ihrem Camino mitnehmen können. Künig legt fast 2.400 km auf dem Hinweg und ebenso viele auf dem Rückweg zurück. Eine ziemliche Odyssee, die er in Begleitung von mehreren Personen unternommen hat, darunter Jerónimo Fusco und Emilia Fernández, die übrigens als erste Pilgerin in der Geschichte porträtiert wurde, und zwar auf dem Titelblatt der vierten Ausgabe des Reiseführers.
Auf seiner langen Pilgerreise durch Europa war Künig auf verschiedenen Wegen unterwegs. Viele von diesen Wegen werden heute noch begangen und sind sehr berühmt, wie die «Via Tolosana», die «Via Piemonte» oder auch der «Camino Frances», aber andere Strecken, die Künig benutzte, haben nicht das gleiche Schicksal erlitten und sind heute verloren und vergessen. Diese acht verlorenen Strecken haben eine nicht unbeträchtliche Länge von 621 km und lauten wie folgt:
- Einsiedeln – Luzern. 15 km. Schweiz
- Genf – Nîmes. 269 km. Schweiz – Frankreich
- Capestang – Carcassonne. 59 km. Frankreich
- Carcassonne – Toulouse. 45 km. Frankreich
- Morlaas – Arthez. 35 km. Frankreich
- Arthez – Orthez. 14 km. Frankreich
- Villadangos del Páramo – Ponferrada über Santa Marina del Rey. 93 km, Spanien
- Herrerías de Valcarce – Lugo. 86 Km. Spanien
In Bezug auf den León-Abschnitt empfiehlt Künig eine einfache Route, um die Höhe der Montes de León zu vermeiden. Es handelt sich um eine Route, die von Trobajo über Santa Marina del Rey und Benavides führt, um die Cepeda zu überqueren und Cerezal de Tremor und Ponferrada zu erreichen. Diese Route erreicht den Bierzo auf einer Höhe von 1100 Metern, anstatt der 1500 Meter von Foncebadón.
Der galicische Abschnitt beginnt direkt am Eingang zu Galicien. Künig berichtet, dass der Camino in Herrerías de Valcárcel (León) vom derzeitigen Camino Frances abweicht, um die sogenannte «Costa da Faba» von Cebreiro und den Alto del Poio zu umgehen. Auf diese Weise verläuft er durch flacheres Gelände durch die Gemeinden Pedrafita, As Nogais, Becerrea, Baralla, O Corgo und Lugo. In der Stadt Lugo schließt er an den Camino Primitivo nach Santiago de Compostela an.